"Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen von unserer Zukunft als Paar"

 

Solveig, 34: Ich bin seit dreieinhalb Jahren mit meinem Freund zusammen und wir sind sehr glücklich miteinander. Aber unsere Vorstellungen von unserer Zukunft als Paar sind grundverschieden. Er will den traditionellen Weg mit Ehe und Kinder; ich will gar keine Familie gründen und will mich eher auf meine Karriere konzentrieren. Bis vor kurzem haben wir noch versucht, einen Kompromiss zu finden. Inzwischen reden wir einfach gar nicht mehr darüber. Aber das fühlt sich auch seltsam an. Was tun?

 

 

Liebe Solveig,

 

das ist natürlich eine verzwickte Lage. Ihr seid als Paar glücklich, aber eure Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft gehen weit auseinander. Ich lese auch aus deiner Frage heraus, dass ihr bereits viele Diskussionen dazu geführt und versucht habt Kompromisse zu finden, leider bisher ohne Ergebnis. Eure Lösung ist daher erst einmal Schweigen. 

 

Nicht mehr darüber zu sprechen, kann natürlich auf Dauer nicht gut gehen und das ist dir bewusst. Was ich mich frage ist, ob jeweils eure persönliche Vorstellung von eurer Zukunft, also keine Familie oder Familie, schon zu Beginn eurer Beziehung feststand, oder ob sich diese im Laufe der Jahre erst entwickelt hat? Wenn ja, wie kam es zu dieser Entscheidung und was bedeutet „Familie“ eigentlich für euch, was bedeutet Vaterschaft für deinen Partner?

 

Du schreibst auch, du möchtest dich auf deine Kariere konzentrieren und ich kann das nachvollziehen, denn die Gründung einer Familie kann auch heute noch hinderlich für eine Frau sein – muss aber nicht. Wenn das einer der Gründe ist, weshalb du dich gegen den „traditionellen Weg“ entscheidest, dann wäre es sicherlich wert, wenn du das nicht bereits getan hast, über diese Ängste mit deinem Partner zu sprechen. Vielleicht auch schon sehr konkret, also wie stellt er sich die Elternzeit vor, wer holt wann das, oder die Kinder von der Kita/ Schule ab, wer bleibt zu Hause, wenn eines der Kinder krank ist, wer geht zu Elternabende, organisiert Geburtstage/ -geschenke usw. Diese Punkte sind sehr weit vorausgedacht und nicht besonders romantisch. Dennoch denke ich, es ist wichtig sich auch mit diesen Themen zu befassen, um ein Gefühl zu bekommen, was es bedeuten kann, nicht nur mehr ein Paar, sondern auch Eltern, eine Familie zu sein.

 

Nun ist es aber auch möglich und tatsächlich weiß ich an dieser Stelle viel zu wenig über dich, dass es ganz andere Gründe für deine Entscheidung gegen eine Familiengründung gibt. Sich selbst in dieser Entscheidung ernst zu nehmen, empfinde ich als wichtig und das gilt natürlich auch für deinen Partner. Ist das sein dringendster Wunsch, wird er diesen in einer Partnerschaft mit dir nicht erfüllt bekommen.

 

Zu einer auf Dauer glücklichen Partnerschaft gehört es meiner Ansicht nach dazu, gemeinsam in eine Richtung zu schauen. Eine Idee davon zu haben, wie ein Leben miteinander aussehen kann, wo, wie und mit wem man zusammenlebt. Natürlich gehört es auch dazu Kompromisse einzugehen und eventuell auf den einen, oder anderen Wunsch zu verzichten, wenn die Partnerschaft für einen wichtiger ist. Sich selbst bei diesen Kompromissfindungen treu zu bleiben, ist wichtig und im Zweifel, kann das leider auch eine Entscheidung gegen die Beziehung bedeuten.