"Mein Freund belügt mich über sein Alter"

 

Veronica, 28: Ich bin wirklich 28 Jahre alt. Aber ich habe neulich beim Einchecken für einen Flug herausgefunden, dass mein Freund nicht 31 ist, wie er gesagt hat, sondern 37. Er sieht wirklich jünger aus und auch vom Job her passte es. Wir verstehen uns sonst gut, sind seit acht Monaten zusammen. Habe mir trotzdem zwei Wochen Funkstille erbeten. Die laufen jetzt ab. Was soll ich tun?

 

 

 

Hallo Veronica,

 

ich kann mir gut vorstellen, wie erschrocken Sie gewesen sein müssen, als Sie gesehen haben, dass Ihr Freund Sie belogen hat.

 

Das Menschen beim ersten Kennenlernen und insbesondere beim Online-Dating sich etwas besser darstellen möchten, als sie vermeidlich sind, ist nicht ungewöhnlich und die Lüge beim Alter ist wohl mit einer der häufigsten Flunkereien. Ich kann mir vorstellen, dass einige Menschen eine recht genaue Idee davon haben, welcher Altersunterschied in einer Beziehung angemessen ist, oder sie nehmen an, die oder der potentielle Partner*in hätte entsprechende Vorstellungen. Bei Ihnen beiden sind es fast 10 Jahre, gut möglich, dass ihm das bei Ihrem Kennenlernen etwas zuviel erschienen ist und er sich für Sie diesbezüglich etwas attraktiver darstellen wollte.

 

Diese Lüge über acht Monate aufrecht zu erhalten, empfinde ich nun schon aber als etwas besonders. Meine Vermutung ist, er hatte das Gefühl den richtigen Zeitpunkt für dieses Geständnis verpasst zu haben. Nun, was könnte dieser Umstand über ihn aussagen? Vielleicht hat er Schwierigkeiten zu sich und seinem Alter zu stehen, eventuell bevorzugt er deutlich jüngere Frauen und hat die Erfahrung gemacht, diese lehnen ein Date eher ab, wenn sie erfahren, wie alt er tatsächlich ist. Das Verschweigen über acht Monate lang, könnte bedeuten, er ist sehr gut darin Unangenehmes zu verdrängen und könnte auf eine gewissen Konfliktscheue hindeuten… So kann man lange weiter spekulieren, welche Gründe er dafür hatte und Sie werden diese wahrscheinlich nur in Erfahrung bringen, wenn Sie ihn dazu befragen.

 

Ich mache mir Gedanken darüber, wie es um Ihr Vertrauen zu ihm steht und wenn dieses nun schwer erschüttert ist, kann ich das gut nachvollziehen. Immerhin stellt sich die Frage, ob es sich um die einzige schwerwiegende Lüge gehandelt hat. Meiner Erfahrung nach braucht es Verschiedenes, um verlorengegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Dazu gehört als wichtiger Faktor Zeit, in welcher der oder die Andere zeigen kann, dass das, was zum Vertrauensverlust geführt hat, nicht mehr vorkommt. Dann benötigt es das Gefühl, die andere Person hat sich mit den Emotionen, die durch die „Tat“ ausgelöst worden sind, ausreichend auseinander gesetzt und verstanden, was die schmerzhaften Aspekte dabei gewesen sind. Zu guter Letzt ist eine ehrliche und aufrichtige Entschuldigung,  unbedingt ohne Rechtfertigung, mit Sicherheit immer hilfreich. Seien Sie in diesen Gesprächen achtsam und vorsichtig, das ist auch angemessen und versuchen sie dabei seine Beweggründe und Perspektive zu erfahren. Ich bin mir sicher, dann wird es Ihnen gelingen eine Entscheidung zu treffen.