Max, 34: Ich muss an Weihnachten meine Schwiegereltern besuchen und fühle mich unwohl dabei. Ich mag sie nicht besonders und fühle mich fremd in ihrer Gegenwart. Sollte ich meiner Frau davon erzählen? Ich habe Angst, ihre Gefühle zu verletzen.
Hallo Max,
ich denke die Weihnachtsfeiertage können eine Zeit voll Freude und Besinnlichkeit sein, für Viele ist sie sogar die schönste Zeit des Jahres und zugleich sind diese Tage vollgepackt mit Erwartungen und Wünschen an unsere Mitmenschen. Hinzu kommt, wie in Ihrem Fall, dass wir unsere Zeit mit Personen verbringen, die in einem selbst eher weniger das Gefühl von Freude aufkommen lassen – also durchaus auch eine herausfordernde Zeit.
Zu Ihrer Frage, ob Sie Ihrer Frau sagen sollten, wie Sie sich in der Gegenwart ihrer Eltern fühlen: Ich persönlich plädiere in diesem Fall für Ehrlichkeit gepaart mit einer guten Portion Diplomatie. Wenn wir uns in Gesellschaft mit Menschen befinden, in deren Anwesenheit wir uns nicht wohl fühlen, verhalten wir uns in der Regel häufig anders. Vielleicht wirken wir etwas verkrampfter, oder werden schweigsam, manche reagieren mit Ärger und sind schneller gereizt. Verlassen Sie sich darauf, dass Ihre Frau durchaus eine Veränderung bei Ihnen wahrnimmt. Ich nehme an, zugleich ist diese Zeit auch für sie besonders, denn nicht selten verfallen wir ganz plötzlich beim Zusammentreffen mit unseren Eltern, insbesondere in deren Haushalt, in alte Rollen und Muster. Vermutlich wird ihre Frau mit dieser Dynamik beschäftigt sein und nun stellen Sie sich vor, zugleich spürt und bemerkt sie, wie auch Sie sich verändern. Das birgt Konfliktmaterial. Bitten Sie Ihre Frau, bevor Sie sich auf den Weg zu Ihren Schwiegereltern machen, sich etwas Zeit zu nehmen, sich über das anstehende Treffen zu unterhalten. Beschreiben Sie, wie Sie sich in der Vergangenheit dort gefühlt haben. Sehr gut wäre es, wenn Sie sich an konkrete Situation, in denen Sie sich unwohl gefühlt haben, erinnern und von diesen berichten können. Versuchen Sie dabei eine offene Haltung einzunehmen und ihr zu vermitteln, dass es Ihnen darum geht eine Lösung für dieses Problem zu finden. Fragen Sie sie auch, wie sie in der Vergangenheit die Zusammentreffen erlebt hat und gehen sie miteinander in ein Gespräch darüber, wie Sie zukünftig diese Zeit für Sie beide angenehmer gestalten können.
Zu guter Letzt ist dieser Gedanke vielleicht noch hilfreich: Sie schreiben, wie unwohl und fremd Sie sich in der Gegenwart Ihrer Schwiegereltern fühlen. Ich frage mich, ob dieses Gefühl bei beiden gleich stark ist. Vorstellbar wäre, dass es Unterschiede geben könnte. Eventuell wäre es eine Idee, sich in diesen Tagen ein wenig mehr auf den Schwiegerelternteil zu konzentrieren, den Sie etwas mehr mögen. Ich bin mir ziemlich sicher, es gibt an dieser Person etwas, was sie sympathisch, oder vielleicht sogar interessant macht.