Hannah, 50: Mein Mann und ich sind seit über 20 Jahren – ich würde sagen – glücklich verheiratet, das älteste unser drei Kinder ist gerade ausgezogen. Vor einem Monat schockte mich mein Mann mit der Offenbarung, dass er sich nach anderen Frauenkörpern sehne, sie berühren möchte, unser Liebespiel für ihn nicht schön und oft genug sei. Dass er 1-2mal /Jahr zu Tantra Massagen geht, hatte ich bereits akzeptiert, aber diese Vorstellung, dass er selbst auch eine andere Frau berührt, verletzt mich zutiefst. Damit könnte ich nicht leben, würde mich trennen. Ich habe seit unserer darauf folgenden Aussprache versucht unser Liebesleben für ihn und uns länger, abwechslungsreicher und schöner zu gestalten- nun kam er heute, 2 Stunden nachdem wir Sex gehabt hatten, auf mich zu und meinte, dass er nächstes Wochenende zur Tantra Massage gehen würde. Aber mittlerweile bin ich so verletzt, dass ich diese Vorstellung gerade auch nicht mehr ertragen kann. Ich finde, er geht mit mir so sensibel um wie ein Eisschrank - er meint, es habe mit mir und uns gar nichts zu tun, ich solle das nicht auf mich beziehen, der Zeitpunkt nächstes Wochenende wäre nur optimal, weil wir, der Rest der Familie weg sind. Bin ich total verklemmt und eine blöde Mimose?
Liebe Hannah,
du bist seit 20 Jahren mit deinem Mann verheiratet, sogar überwiegend glücklich und ich finde das sehr beeindruckend. Jetzt entnehme ich allerdings deiner Frage, dass du dich zunehmend verunsichert und auch verletzt fühlst, wenn dein Mann zum Teil recht offensiv, seine Unzufriedenheit bezüglich eures Sexuallebens äußert. Die Aufgabe, diese Unzufrieden aus der Welt zu schaffen, scheinst du dir allein angenommen zu haben. Ich kann mir vorstellen, es fühlt sich frustrierend an, wenn du dich so bemühst und dein Partner scheinbar noch immer nicht zufrieden ist. Ich frage mich, was dein Mann dazu beiträgt, euer Liebesleben für ihn und für dich interessanter zu gestalten. Es klingt beinahe so, als ob seine Versuche draus bestehen, sich Befriedigung von außen zu holen. Wie empfindest du eigentlich euer Sexualleben? Wie gut kannst du äußern, was dir gefällt und wie geht dein Mann auf deine Wünsche ein?
Letztendlich, so denke ich, liegt die Verantwortung für eine schöne und zufriedenstellende Sexualität doch auf beiden Seiten. Um zu erfahren, was der Andere mag und braucht, muss ich mit ihm oder ihr sprechen, Fragen stellen und mit Sicherheit einiges ausprobieren. Auf der anderen Seite ist es dafür hilfreich selbst zu wissen, was man mag und das auch mitzuteilen. Nun kann es sein, dass der oder die Andere erst einmal verunsichert auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse reagiert. Hier ist es häufig hilfreich darüber zu sprechen, gibt es eventuell Ängste, resultierend aus Erfahrungen, die bereits gemacht worden sind usw. Manchmal kommt man aber auch an einen Punkt, an dem das Sprechen und auch das Eingehen von Kompromissen nicht weiterhelfen, weil die Vorstellungen zu weit auseinander gehen, zum Beispiel im Falle eines bestimmten Fetischs. Hier wird es nötig sein darüber zu reden, wie damit umgegangen werden soll.
Nun scheint dein Mann eine Vorliebe für Tantra Massagen entwickelt zu haben und ich habe mich nach dem Lesen deiner Nachricht gefragt, was du darüber eigentlich weißt und darüber denkst? Was gefällt deinem Mann so gut daran? Hast du das selbst schon ausprobiert? Könntet ihr euch vorstellen mit Hilfe von Literatur, oder Kursen diese Form der Massage selbst zu erlernen, denn sie ist tatsächlich für Paare hervorragend geeignet.