Elena (32): Ich bin vor drei Monaten in die Wohnung meines Freundes gezogen, sie ist groß genug für zwei. Er zahlt die Wohnung noch ab und findet es deshalb fair, dass ich die Hälfte des Abschlags an die Bank bezahle. Aber ist das fair? Irgendwie fühle ich mich unwohl dabei, aber will es auch nicht unnötig verkomplizieren. Was soll ich tun?
Liebe Elena,
das Thema Finanzen kann schnell zu Konflikten in der Partnerschaft führen, insbesondere dann, wenn gemeinsam gewohnt wird und auch Kinder da sind. Ich kann aus deiner Frage nicht herauslesen, dass das bei euch bereits der Fall ist. Dennoch beschäftigt dich etwas, du schreibst, du fühlst dich unwohl mit dazu beizutragen, die Wohnung deines Freundes abzuzahlen. Worum geht es dir dabei genau? Ist es, weil du im Falle einer Trennung keine Rechte an diese Wohnung haben wirst, obwohl du sie mitfinanzierst? Ist der Abschlag sehr hoch und übersteigt er deine Möglichkeiten?
Bei dem Thema Finanzen in der Partnerschaft, spielt es meiner Erfahrung nach auch eine Rolle, wie ihr den Umgang mit Geld in euren jeweiligen Familien erfahren habt, also z.B. wieviel Wert wird auf finanzielle Sicherheit und finanzielle Unabhängigkeit gelegt. Ein Gespräch darüber, kann bestimmt hilfreich sein, vielleicht auch als Einleitung für einen Austausch über eure Wohnsituation.
Sollte dich die Zahlung der Hälft des Abschlags am Ende des Monats in Schwierigkeiten bringen und/ oder du kannst für dich keine Sicherheiten aufbauen, kann ich dein ungutes Gefühl durchaus nachvollziehen. Dein Freund hätte in diesem Falle das Recht in der Wohnung zu bleiben und durch das Eigentum ein gutes Polster. Du hättest das weder das Eine noch das Andere.
Auch ohne finanzielle Notlage empfehle ich dir, das Gespräch mit deinem Freund über dieses Ungleichgewicht zu suchen. Eure Entscheidung zusammenzuziehen interpretiere ich hier, als eine Entscheidung für eine gemeinsame Zukunft. In einem Austausch über Zukunftspläne gehört meiner Ansicht nach ein Gespräch über den Umgang mit Finanzen unbedingt mit dazu. Das können Fragen sein, wie und für was gerne etwas mehr Geld ausgegeben werden kann und an welcher Stelle gespart wird. Wenn ihr Geld anlegen möchtet, wie macht ihr das usw. Ich weiß, dass hört sich nicht sehr romantisch an und jetzt wird es noch etwas unromantischer: Was macht ihr mit Eigentum und Erspartem im Falle einer Trennung? Sich frühzeitig darüber miteinander auszutauschen, kann euch vielleicht später einigen Ärger und Enttäuschungen ersparen. Was ich dabei allerdings viel interessanter finde ist, wie ihr diese Gespräche führt. Das kann einen entscheidenden Hinweis darüber geben, wie ihr in schwierigen Situationen und bei ernsthaften Meinungsverschiedenheiten miteinander umgehen werdet.
Das bedeutet zusammengefasst: Ich möchte dich dazu ermutigen, deinen Freund auf dein Gefühl anzusprechen. Formuliere dabei gerne auch konkrete Ängste und Sorgen, die dahinter liegen. Ich denke dadurch wirst du eine Menge Wertvolles über dich, deinen Freund und euere Beziehung erfahren.